Dienstag, 1. August 2017

Speedometer "Lucas Magmo" - Instandsetzung

Um ehrlich zu sein, muss ich hier anmerken, dass ich selten auf den "Speedometer" schaue, denn in Bezug auf die Geschwindigkeitsangaben entspricht die Präzision einem befeuchtetem Finger, den man in den Fahrtwind hält. In Bezug auf die gefahrenen Kilometer, oder vielmehr Meilen, sind für mich eher die bewältigten Strecken anhand des Fahrgefühls entscheidend. Manchmal läuft alles über 40, 50, 80 km hervorragend. Manchmal hingegen entwickeln sich selbst kleine Strecken zu Torturen, was nützt mir da die Meilenangabe. 

Spätestens wenn ich Ölwechsel mache oder zum TÜV muss, werfe ich bzw. der Prüfer einen Blick auf den Tacho.

Tja...und so kam es, dass ich mit folgender Feststellung heute den Entschluss fasste, den Tacho wieder gangbar zu machen. Die Feststellung kurz vor dem TÜV-Termin "immer noch 6143 Meilen und das seit 4 Jahren!" brachte den Entschluss. Auch wenn die Geschwindigkeit noch gemessen wird, so zeigt sich der Meilenzähler eher widerspenstig. 

Kurzum, das gute Stück wurde ausgebaut. Absolut keine Hexerei. Der Tacho hat eine zentrale Schraube, einen Bügel und eine Mutter mit Unterlegscheibe. Man löst die Tachowelle und die besagte Mutter und schon kann man den Tacho entnehmen.

Bild 1: Ausgebauter Tachometer. 
Bild 2: Der Ausbau des Tachometers ist denkbar einfach. Schraube (Bild 1) lösen, Bügel nach hinten abziehen und Tachometer nach vorne ziehend aus dem Armaturenbrett herausziehen.



Sobald das geschehen ist, wird der Tacho auf eine saubere und weiche Stoffunterlage gepackt und als Bastler schaltet man von Grobmotorik auf Feingefühl. Alle Schritte sollten sorgfältig durchgeführt, die unvermeidbar ölig werdenden Finger regelmäßig gereinigt, die Schrauben und Werkzeuge sicher an den Rand gelegt werden und generell gilt.. KEINE GEWALT!

Da das Internet zuerst befragt werden sollte, verweise ich hier auf den hervorragenden - auf einen Artikel von 2009 von Mike Davis aufbauenden -  Beitrag des Bristol Austin Seven Club. Auch wenn der verlinkte Beitrag etwas knapp ausfällt, so gewährt er doch Einblicke, die, so hoffe ich, auch in diesem Beitrag zu finden sind und liefert zudem Hinweise für weitere typische Probleme des Tachos.

Vorgehen

Zuerst löst man die zwei Schrauben auf der Rückseite und den Chromring mit der Glasscheibe. Der Chromring muss nur leicht gedreht werden, so dass er mit seinen Laschen auf die Aussparungen am Tachogehäuse trifft und einfach abgenommen werden kann.

Sodann entfernt man noch den beschrifteten Blendrahmen, der die Mechanik verdeckt, aber auch hier bitte die Teile nicht mit öligen Fingern anfassen und das Teil weit vom Arbeitsplatz entfernt aufbewahren. Der filigrane Druck der Beschriftung ist äußerst empfindlich.

Bild 3: Diese zwei Schrauben halten das Innenleben des Tachometers im Gehäuse.

Bild 4: Durch leichten Druck und sanftes Drehen lässt sich der Chromring samt Dichtung und Glas vom Gehäuse lösen.

Bild 5: Die Blende, die die Mechanik verbirgt, muss vorsichtig herausgehebelt werden.


Nun folgt ein Schritt, der in Anbetracht aller folgenden Schritte mir am meisten Kopfzerbrechen bereitete. Das Entfernen des "Innenlebens" aus dem Gehäuse. Da die Tachowellenschraube schräg nach unten weggeführt wird, das Innenleben aber gerade aus dem Gehäuse gezogen werden muss, dauerte dieser Schritt etwas länger. Mehrere Ansätze waren notwendig. Zwischen dem "Innenleben" und dem Gehäuse befindet sich noch eine Gummidichtung, die es gilt nicht zu beschädigen.

Bild 6: Das Innenleben - wenn auch mühselig - wurde aus dem Gehäuse gezogen.


Sobald man das Innenleben vom Gehäuse befreit hat, ist Vorsicht angesagt. Die sich drehende Tachoscheibe hat keinen Schutz. Somit ist sie bei allen Arbeiten immer den Werkzeugen, Fingern und Unterlagen ausgesetzt und aufgrund ihrer Beschaffenheit und der filigranen Feder besonders empfindlich.

Der Übeltäter beim Problem "Meilenangabenverweigerung" ist ein kleiner Mitnehmer, der, durch eine exzentrische Welle und eine kleine Feder entsprechend bewegt, den Kranz der äußersten Rolle in Bewegung setzt bzw. setzen soll. Das Gussgehäuse neigt dazu sich zu verformen, sich mit verharztem Öl und Ablagerungen zu zusetzen und somit den Hebel zu behindern. 

Erster Schritt ist das Entfernen des Hebels. Dazu muss man auf der Rückseite eine Schraube lösen, die die Sicherungsplatte freigibt. Das Entfernen der Sicherungsplatte ermöglicht das Herausziehen der exzentrischen Welle, die - verbunden und angetrieben durch ein Zahnrad, welches durch ein Schneckengetriebe in Bewegung gesetzt - den Hebel bewegt.

Bild 7: Auf der Rückseite des Tachometers befindet sich eine Schraube, die die Sicherungsplatte für die Exzenterwelle und das Schneckengetriebe arretiert.


Bild 8: Nachdem die Sicherungsschraube gelöst wurde, lässt sich die Sicherungsplatte (unten rechts) entfernen und die Exzenterwelle samt Zahnrad (unten links) aus dem Gussgehäuse ziehen.

Alle Teile mit Waschbenzin vorsichtig reinigen und beiseite legen. 
Die kleine Feder auf dem Mitnehmer entfernt man ambesten mit einer Pinzette und ambesten auf der Seite des Mitnehmers. In meinem Falle blieb sie am Gehäuse dran und störte während der Arbeiten auch nicht weiter. Nun muss der Hebel aus dem Führungsschlitz des Gehäuses gezogen werden. Dies war sehr mühsam, da er sich kaum noch bewegen ließ. Durch Zugabe von Waschbenzin und Wiederholung der immer gleichen Bewegungen, ließ er sich allmählich aus dem Schlitz entfernen.

Diese Öffnung gilt es nun durch eine Nadelfeile und feinen Schmirgel (1000) zu weiten (Das Thema entwickelt sich in eine zweideutige Richtung!), damit sich der Hebel problemlos bewegen lässt.
In Anbetracht des verwendeten Materials (Spritzguss) ist hier äußerste Vorsicht geboten. Lieber in kleine Schritte mit viel Bedacht, als das Gehäuse und damit den Tacho beschädigt zu haben.

Bild 9: Ganz links erkennt man die Rollen mit den Zahlen und die Zahnung für den Mitnehmer. Der Mitnehmer wird von einer feinen Feder in Richtung Rollen gezogen. Der Hebel wird durch das Gussgehäuse geführt und man erkennt am Ende des Hebels die Achse der Exzenterwelle. 

Sobald sich der Hebel einsetzen lässt, sich leicht bewegt aber kein Spiel hat, kann alles wieder zusammengesetzt werden. Alle Teile schön vorsichtig ölen und fetten und das Ganze wieder zusammensetzen. 
Der manuelle Test war bereits erfolgreich, der Dauertest steht noch aus.

Wer seinen Tacho zurücksetzen möchte, also auf Null setzen, kann dies ebenfalls in diesem Schritt machen. Dazu muss ein hauchdünner Metallstreifen verwendet werden, aber mehr dazu auf dem obigen Link.

Nachtrag

Nach der manuellen Probe erfolgte ein Tag später die Probefahrt. Der Zähler rotierte kontinuierlich durch und registrierte eine Fahrstrecke von 49 Meilen oder 79 Kilometer. Neuer Stand 6192 mls. Erfolgreiche Instandsetzung.

Links