Sonntag, 3. Mai 2020

Hochwasser im Motorraum - Nach 25 Jahren machen die Dichtungen schlapp

Vor rund 25 Jahren wurde der Wagen komplett zerlegt, aufgearbeitet und ist seitdem auch in einem hervorragenden Zustand. Bereits davor wurden am Fahrzeug durch die Vorbesitzer Maßnahmen durchgeführt, die den letzten Restaurator überzeugt hatten und die er so gelassen hatte. 

Dazu gehörte auch eine typische Instandsetzungsmaßnahme, die sich in DIY-Heften der 60er und 70er Jahre so finden lässt. Die problematischen Stehbolzenkonstruktionen der Wasserzu- und Abläufe des Kühlsystems. So hat der Zylinderkopf einen Wassereintritt, der über einen Steg verfügt und über ein Innengewinde einen Stehbolzen hält, der wiederum den Schlauchstutzen zum Kühler fixiert. Eigentlich recht simpel, aber im Laufe der Zeit auch immer dem Wasserstrom der Konvektionsströme im pumpenlosen Wasserkreislauf ausgesetzt. Da das Kühlmittel zu großen Teilen auch Wasser beinhaltet und Metalle und Wasser sich Spinne Feind sind, ist es nicht verwunderlich, dass diese Partien besonders beansprucht werden.

Schon bereits im letzten Jahr musste ich feststellen, dass sukzessive mehr und mehr Kühlmittelaustritt an den zwei Wassereinlässen festzustellen war. Zuerst reichte ein sanftes Nachziehen der Schrauben, dann jedoch musste ich mit Lappen das Kühlmittel daran hindern, den Zylinderkopf in ein Sumpfgebiet zu verwandeln.

Der Zustand der letzten Jahre - langsames aber stets Austreten der Flüssigkeit

Bevor ich auch nur irgendeine Schraube löse, schaue ich mir die typischen Standardwerke und einschlägigen Foren genau an und bestelle vorsorglich alle womöglich nötigen Ersatzteile. Insbesondere in den Foren konnte man Bilder und Beschreibungen sehen, die einen auf das Mögliche gut vorbereiten.

So sah das Ganze vor der Instandsetzung aus.

Nachdem die Bestellungen raus gegangen, die Teile - bis auf ein falsches / defektes Teil - alle eingetroffen waren, öffnete ich die "Kiste der Pandora". Alles ließ sich leicht lösen, der Stutzen leicht vom Schlauch, der Stutzen vom Zylinderkopf... alles gut.

Der Schlauch wurde entfernt, der Stutzen drehte sich bereits von der mürben Dichtung

Die Gummidichtung war auch teilweise porös - Das Bild sollte die Reihenfolge der Unterlegscheiben dokumentieren, um später diese auch wieder genau so einzusetzen... 

Der Anblick dessen, was sich dann offenbarte, hätte ich mir zwar anders erhofft, aber entsprach den Bildern der Beiträge in den Foren. Der Steg war bereits stark angegriffen und wurde von den vorherigen Besitzern bzw. vom Restaurator durch eine Schraubenkonstruktion ersetzt. Nüchtern betrachtet... hat ja gehalten! Aber auch die Schraube war stark angegriffen. Die Seite, die den steten Strom des Wassers ausgesetzt ist, war korrodiert, erodiert... fast schon eliminiert. Hier werde ich demnächst handeln müssen, aber kommt Zeit, kommt Rat.

Der stark korrodierte Steg mit der bereits behelfsmäßig eingesetzten Schraube anstelle des eigentlich vorgesehenen Stehbolzens.
Nicht-maßstabsgerechte Skizze des Wassereinlasses am Zylinderkopf

Erst einmal wurden alle Teile entnommen (zugegeben nicht viel bei dieser Arbeit), gesäubert (da klebte doch so einiges an Substanzen von außen und innen am Stutzen) und für den Wiedereinbau vorbereitet. Insbesondere die Flächen die später auf die Dichtung treffen, wurden gesäubert, im Falle des Stutzen sogar mit 800er Schmirgel plan geschmirgelt. 

Der aufpolierte Stutzen und der  spröde Gummiring nebst Unterlegscheibe und Mutter

Die Dichtung, eine Kunststoffdichtung mit Zwischengewebe hatte treue Dienste geleistet, zerfiel aber in ihrer Komponenten, diese wurde durch eine Korkdichtung ersetzt. 

Die völlige zerfallene Dichtung

Die Dichtung am Stehbolzen besteht aus einer üblichen Gummidichtung.

Die neue Gummidichtung

Beim Zusammenbau wäre die Reihenfolge eigentlich gewesen: Stutzen, Gummidichtung, Unterlegscheibe, Sicherungsscheibe, Schraube... "Wäre", da der Herr der Korinthenkackerei (also ich) durch eine Unterbrechung der Arbeiten die Teile nicht verlieren wollte und schnell über den Stehbolzen legte, die Reihenfolge nicht beachtete und bei der Wiederaufnahme der Tätigkeiten diese auch nicht änderte, wurden die zwei Scheiben in falscher Reihenfolge angezogen. Warum nicht danach noch schnell geändert? Ganz einfach. Um an der kritischen Stelle der Bohrung im Stutzen keinen Wasseraustritt zu riskieren, hatte ich dort neben der Gummidichtung auch Spezialsilikon verbaut und damit war die Sache besiegelt. Zur Sicherung der Schraube erfolgt erst einmal nur das Vertrauen in den erhöhten Druck der Gummidichtung, stetes Kontrollieren der Schraube und ggf. eine zweite Sicherungsschraube. 

Der neu aufgesetzte Stutzen nebst neuer Korkdichtung