Vacuum oder Electric Wiper Motor? - Das erste Fragezeichen
Der hier gezeigte Austin Seven RP wurde im August 1934 zugelassen und dürfte so zu den letzten Modellen der "alten Optik" gehören, bevor der neue Ruby mit neuer Optik auch neue Kunden anlocken sollte. Dieses neue Modell (Ruby) verfügte bereits ab Werk über einen elektrischen Motor, das alte Modell (RP) über einen auf Unterdruck basierende Kolbenkonstruktion. Der Unterdruck wird dabei dem "Inlet Manifold" entnommen und per Röhrchen an den Scheibenwischermotor weitergegeben. Damit wird das ohnehin an die Grenzen angelangte elektrische System des Austins entlastet, die Geschwindigkeit des Motor nimmt aber so auch Einfluss auf die Geschwindigkeit des Scheibenwischers.
Eigentlich müsste der hier gezeigte Austin Seven RP ebenfalls mit einem Vacuum-Motor ausgestattet sein, aber dies war seit dem Kauf nicht der Fall, wohl aber lag noch das Original-Röhrchen vor, sprich war an der A-Säule angebracht.
Eigentlich.... Beide Varianten sind möglich, Nachfragen in Foren und auch die Entscheidung des damals sehr versierten Restaurators sprechen sowohl für die eine als auch die andere Variante.
Eigentlich.... Beide Varianten sind möglich, Nachfragen in Foren und auch die Entscheidung des damals sehr versierten Restaurators sprechen sowohl für die eine als auch die andere Variante.
Wie die Jungfrau zum Kinde
Durch Zufall gelangte ich an einen solchen Motor und will diesen nun verbauen, aber bevor ein weiterer Schritt in Richtung Originalität getätigt werden kann, muss der Motor funktionstüchtig sein.
Also... erst einmal zerlegen...
Der Motor vor dem Zerlegen |
Die Komponenten des Motors |
Die zwei Metallzylinder zeigten viele Dellen, die durch verschiedene Methoden herausgearbeitet werden konnten. Die Welle musste leicht gerichtet werden aber die Dichtungen... die Dichtungen... aus Leder und leider nicht mehr schließend.
Die Dichtungen... woher nehmen? - das zweite Fragezeichen
Drei Möglichkeiten gibt es:
- Die Dichtungen nehmen die großen Mengen Öl und Fett auf, quellen auf und sind wieder dicht, oder
- Die Dichtungen müssen aus Leder neu gepresst werden, oder
- Die Dichtungen gibt es als Ersatzteile.
Bei der ersten Variante wäre ich sehr zufrieden.
Bei der zweiten Variante wäre der Basteltrieb gefordert, sollte es funktionieren, hätte ich viel gelernt
Die dritte Variante habe ich durch eine E-Mail an einen Spezialisten für die Instandsetzung dieser Motoren in die Wege geleitet... mal schauen.
Bei der zweiten Variante wäre der Basteltrieb gefordert, sollte es funktionieren, hätte ich viel gelernt
Die dritte Variante habe ich durch eine E-Mail an einen Spezialisten für die Instandsetzung dieser Motoren in die Wege geleitet... mal schauen.
Die alte will nicht mehr!
Nach rund 14 Tagen zeigten die Dichtungen (frisch gefettet und geölt) immer noch keine zufriedenstellende Dichtigkeit
Eine neue muss her!
Also blieb die Anfrage bei "dem" Fachbetrieb. Ich mache es kurz... Er will keine Dichtungen verschicken... ich will ihm den Motor nicht schicken... Würde ich ihm den Motor schicken, so würde mich das wechseln der Dichtungen zwischen 40 und 45 Pfund kosten. Die kurzen Texte und die lange Wartezeiten auf Antworten decken sich aber nicht mit meinen Erwartungen in Bezug auf angenehmes Geschäftsgebaren.
Es bleibt also die Suche nach geeigneten Dichtungen und/oder der Versuch diese selbst zu erstellen. Nachdem ich mein Anliegen im Forum gepostet hatte, meldete sich nach rund 5 Tagen ein Bastler, der dasselbe Problem auch hatte und die Dichtungen bei Base-Camp bestellt hatte. Die CP 630 1 3/8 Dichtung aus Leder für knapp 6 Euro das Stück habe er einfach eingebaut und die Sache sei damit erledigt gewesen. Also ein kurzes Telefonat mit dem Herren des dazugehörigen Base-Camp Geschäfts und schon waren zwei Dichtungen inklusive Porto und Verpackung für 16 Euro bestellt.
Nach rund zwei Wochen hielt ich die Ersatzteile in Händen. Zwei gleichgroße und meines Erachtens sauber gearbeitete Dichtungen.
Rechts die alte Dichtung (weitaus geringere Tiefe), links die neue Dichtung |
Die Dichtungen im Vergleich. Der innere Durchmesser der neuen Dichtung könnte zum Problem werden |
Die Passung der neuen Dichtung ist perfekt. |
Während ich schon den Einbau plante, meldete sich ein weiterer Bastler im Forum zu Wort und zeigte sich erstaunt, dass mir diese bestellten Dichtungen empfohlen worden seien, denn er habe die Originale bestellt und zwar bei Riley Register Spares Ltd.. Leider entpuppte sich dieser Hinweis als "dead end", denn der Club verschickt nur Ersatzteile an Mitglieder und der Spaß würde somit nochmals 38 Pfund als Eintrittsgebühr kosten. Nein... also ich trete nirgendwo ein, wenn man gleichzeitig bei uns austreten will... Kleiner Seitenhieb... Gell, Mr. Johnson!
Also, bleibt nur der Schritt, die Sache mit den vorhandenen Dichtungen zu stemmen. Kaum gedacht, schon gemacht. Zum 3mm Bohrer gegriffen und den Niet herausgearbeitet.
Die Dichtung provisorisch mit einer Nylonschraube (M3 x 10mm) samt rückwärtiger Platte montiert und in einen Zylinder eingesetzt. Man glaubt es kaum. Es funktioniert, nur... ja, nur die äußere Metallplatte schleift leicht. Es fehlt also der innere Metallring, der die Dichtung leicht spreizt und vor allem zentriert. Nun, daran soll es nicht scheitern. Ran an den Modellbaukoffer und schnell den Messschieber, den Goldschmiedezirkel und die Küchenschere gegriffen. Warum? Eine aus Messingblech gefertigte Scheibe muss her. Wenige Minuten später ist die Sache fertig, die beiden Scheiben befestigt, ab das Ganze in den Zylinder und.... Hunderttausend heulende Höllenhunde.... es funktioniert!!!
Alles, was man so braucht... Zirkel, Messschieber, Küchenschere und Messingblech |
So sieht das Ganze aus, wenn der erste Versuch gelungen ist. Das Messingblech füllt die Dichtung, die alte Scheibe außen angebracht, das Ganze mit der Nylonschraube gesichert.... |
Selbst ist der Mann...
Auch wenn die neue, gekaufte Dichtung ihren Dienst verrichtet, so kann sie aufgrund der vielen zusätzlichen Maßnahmen (jeweils zwei Kunststoffscheiben in einer Stärke von insgesamt 4mm) nicht überzeugen. Dies mag auch an meinem Hang zum Nietenzählen und meiner Obsession am Originalzustand liegen. Daraus erwuchs der Gedanke, den ganzen Bestellungsproblematiken und Abhängigkeitsverhältnissen irgendwelcher Lieferanten trotzend, eine eigene Dichtung herzustellen.
Durch Zufall fand ich einen Ledergroßhändler, der die Idee hoch interessant fand und sämtliche Kisten mit unterschiedlichesten Lederresten durchsuchte, sich dabei immer wieder wundernd, dass es Scheibenwischermotoren auf Vakuumbasis gibt... Ach...!
Ich sägte aus Sperrholz zwei Holzformen aus, die ein in Wasser eingeweichtes Stück Leder mithilfe einer Schraubzwinge in die gewünschte Form presst. Das Ganze während des Pressvorgangs noch abgeschnitten und schon kurz danach - ein Trocknen vorausgesetzt - erhält man eine Dichtung, die zumindest auf den ersten Blick sehr dem Original ähnelt.
unten rechts: Die Metallscheibe, die in die Dichtung eingesetzt wird (oben rechts), Die alte Dichtung unten links, die neue Dichtung oben links mit noch zu hoher Lippe |
Jetzt der Feinschliff....
Der Motor läuft, er muss manchmal noch in Fahrt gebracht werden, aber soweit so gut. Die Anzahl der neuen Dichtungen, die ich im Laufe der Wochen angefertigt habe, reicht bis ins Jahr... 2119 mindestens.Jetzt das Ganze optimieren. Dies betrifft zum einen die Geschwindigkeit. Dazu habe ich zwei Maßnahmen ergriffen. Zum einen wurde die Lauffläche des Ventils plan gefeilt und mit Naßschleifpapier poliert. Für den Notfall, dass die Oberfläche nicht zu retten ist, habe ich zudem eine neue Lauf- / Gleitfläche für das Ventil aus Messingblech angepasst, die jetzt noch mit den benötigten Öffnungen versehen wird und dann - im Bedarfsfall - montiert werden kann. Zum anderen habe ich beim Testlauf die Zylinderröhrchen an der Ventileinheit abgedichtet. Wirkt Wunder. Zudem wurden die Röhrchen zur Seite der Ansaugöffnungen leicht abgewinkelt abgefeilt, damit diese die Luftzufuhr nicht versperren, denn leider sind die Öffnungen im Druckgussgehäuse nicht mehr konisch und somit verklemmen sich die Röhrchen nicht mehr, sind als nicht mehr dicht und rutschen tiefer in das Gehäuse ein.
Schlecht zu erkennen, aber der leichte Glanz der Ventillauffläche verrät es... die Oberfläche wurde geplant, rechts daneben liegt die Ersatzlauffläche für das Ventil... falls benötigt. |
Obendrein habe ich mich an den optischen Feinschliff gemacht und die alten Farbschichten (Ja, Plural, denn da haben Generationen von Bastlern und Verkäufern einiges gegeben) entfernt. Dies bietet auch die Möglichkeit, die kleinen Dellen besser herauszuarbeiten und die Oberfläche noch weiter zu glätten. Dann noch schwarz lackiert und das mühsam entfernte Lucas Logo wieder eingesetzt und die Sache kann in den Aufbewahrungskarton gepackt werden, der alles beinhaltet, was man zur Instandsetzung dieser kleinen "mechanischen Pestbeule" so braucht.
Die vom alten Lack befreiten Teile der Zylinder und der Halterung nebst Lucas Logo |
Der neue Lack - sieht gleich wieder besser aus. |
Wo schließt man ihn an? - das dritte Fragezeichen
Wo aber schließt man das Ganze an? Die Nachfrage bei einem Austin Seven Forum führte schnell zu vielen, hilfreichen Hinweisen. So zum Beispiel zu einem Foto von "Geoff" und David Stepney, welche die Befestigung des Unterdruckschlauches zeigt. Auch im Austin Seven Manual wird dieser Anschluss gezeigt.
Wo verläuft der Schlauch? - das vierte Fragezeichen
Vorausgesetzt mein Fahrzeug hat wirklich den Vacuum Wiper gehabt und ich sollte wieder umrüsten, dann müsste ich neben den Veränderungen am inlet manifold auch ein Loch in die Karosserie bohren. Die Karosserie anzutasten ist keine einfache Entscheidung und so stellte sich die Frage, wo das Loch für den Unterdruckschlauch denn war?
Auch hier bekam ich Antworten im Austin Seven Forum, allerdings warf meine Fragen noch mehr Fragen auf und so bedarf es weiterer Recherchen.
Eine der präzisesten Angaben kam auch aus dem Forum. Dave Mann beschrieb den Verlauf der Unterdruckleitung wie folgt:
Wo verläuft der Schlauch? - das vierte Fragezeichen
Vorausgesetzt mein Fahrzeug hat wirklich den Vacuum Wiper gehabt und ich sollte wieder umrüsten, dann müsste ich neben den Veränderungen am inlet manifold auch ein Loch in die Karosserie bohren. Die Karosserie anzutasten ist keine einfache Entscheidung und so stellte sich die Frage, wo das Loch für den Unterdruckschlauch denn war?
Auch hier bekam ich Antworten im Austin Seven Forum, allerdings warf meine Fragen noch mehr Fragen auf und so bedarf es weiterer Recherchen.
Eine der präzisesten Angaben kam auch aus dem Forum. Dave Mann beschrieb den Verlauf der Unterdruckleitung wie folgt:
[...] on the RN the hose passes down the windscreen pillar out the bottom and through the horn cable hole in the bulkhead, just to the right of the bonnet stay. It is secured to the stay with the horn cables by a cable clip and then drops down to the manifold.Diese Aussage bedarf einer näheren Betrachtung, denn wo verliefen die genannten Leitungen und wie sahen die "cable clips" aus?
Literatur und Links
- Link - Artikel aus dem Austin Service Journal von 1930 - technische Verbesserung
- Link - THE PNEUMATIC WINDSCREEN WIPER - Artikel von Jim Stringer und Douglas Alderson
- Literatur - Mills, Rinsey (1996): Original Austin Seven, Bideford, Seite 89.
- Video - Lucas Vacuum Wiper 1928 Sunbeam
- Forum - Vacuum Wiper - How to connect to inlet manifold, where to put the vacuum pipe?
- Link - Anbieter von Dichtungen - CP 630 für den Vacuum Wiper (Anpassung notwendig)
- Link - Anbieter von Dichtungen - Originaldichtung für den Vacuum Wiper (nur für Clubmitglieder!!!)