Freitag, 21. Oktober 2016

Wechsel eines gebrochenen Radbolzens (Hinterachse) - RP Box Saloon 1934 - Teil 4

Nachdem der erste Radbolzen gewechselt worden war, sollte der nächste Schritt erfolgen. Die zur Befestigung der Bremstrommeln vorgesehenen Schrauben, bzw. Innengewinde, sind bis auf eine stark ausgeschlagen und bedürfen der Instandsetzung.

Dazu braucht man einen Gewindebohrer. Gut, beim metrischen System hätte vermutlich ein kurzer, geübter Blick gereicht, aber bei englischen Fahrzeugen der Vorkriegszeit... (wobei hier anzumerken ist, dass auch in den 20er Jahren in Deutschland viele Firmen fernab jeglicher Normierung waren, anderes Thema)

Wie geht man vor. 

Der erste Schritt war das Anlegen einer Gewindelehre, die auf eine gut erhaltene Schraube aufgesetzt wurde bis eine Lehre sich passgenau auf das Gewinde legte. Die angezeigte Zahl ist 26. Also, 26 Gänge pro inch für ein Whitworthgewinde mit 55° Steigung.


Dann wurde zur Sicherheit noch der Gewindedurchmesser der Schraube gemessen. Mithilfe eines Messschiebers wurde der Wert 6,3 mm ermittelt.


Dann erfolgte ein Blick in eine Tabelle, die alle Maße des Whitworth Feingewindes anzeigt. Zuerst den Blick auf die Gänge pro Inch fallen lassen, damit schieden fast alle aus, dann zur Sicherheit auf den Gewindedurchmesser geachtet und dann einen passenden Anbieter für Gewindebohrer gewählt. Es sollte kein 3stufiger Satz sein, sondern aufgrund der schon vorhandenen Gewindegänge ein Fertigschneider, der sich mit wenigen Drehungen in das alte Gewinde einfindet und dieses ergänzt.
Danach erfolgte der Kauf eines Fertigschneiders für das ermittelte 1/4 BSF 26G Gewinde. Der Bohrer ließ sich bei dem noch gut erhaltenen Gewinde leicht durcharbeiten, wobei nur Rost und alte Farbe entfernt wurde. Ein gutes Zeichen!


Jetzt folgen die weitaus angegriffeneren Gewinde. Mal sehen, wie sich die Arbeiten daran entwickeln. 

NACHTRAG: Noch schnell ein kleineres Windeisen geholt und mit viel Öl die anderen Gewindegänge angegangen. Problemlos! Ganz langsam und ohne anfängliche Gewalt nahm der Gewindebohrer die alten Gänge auf und - dabei immer auf perfekte Ausrichtung des Windeisens achtend - schaffte schöne Gewinde. Sofort wurden alle mit passenden Schrauben "gefüttert", um die Funktion zu testen... Ach, alles viel zu schön, um im Fahrzeug wieder zu verschwinden.

Alle Angaben und Beschreibungen der Vorgehensweisen ohne Gewähr.